Die Stadtwerke Northeim (SWN) haben im Kampf gegen unlautere Wettbewerbsmethoden einen weiteren Sieg gegen den Energiekonzern RWE errungen.
Der Lokalversorger hatte im Januar dieses Jahres zum wiederholten Mal einen Rechtsstreit gegen die RWE Vertriebs AG in Dortmund eingeleitet, nachdem die Vertriebssparte des Energiekonzerns mehrfach mit fragwürdigen Methoden um Stromkunden geworben hatte.
Wie der Geschäftsführer der Stadtwerke Northeim, Dirk Schaper, und SWN Rechtsanwalt Dr. Björn Schreier (Northeim) nach der rechtskräftigen Entscheidung erläuterten, muss die RWE Vertriebstochter auf Beschluss des Landgerichts Göttingen ein Ordnungsgeld in Höhe von 45.000 Euro zahlen.
Bereits im September 2013 haben die Stadtwerke Northeim eine einstweilige Verfügung erwirkt, wonach dem RWE Unternehmen unlautere Praktiken durch eigene oder fremde Mitarbeiter untersagt werden.
Damals wie auch in den jüngst verhandelten Fällen haben Mitarbeiter eines für die RWE tätigen Vertriebsdienstleisters an Haustüren unwahre oder irreführende Angaben gemacht. So wurde behauptet, RWE arbeite mit den Stadtwerken Northeim zusammen. Auch kam es vor, dass Kunden unter dem Vorwand von günstigeren Preisen profitieren zu können, zur Unterschrift gedrängt wurden. Dass sie damit den Energielieferanten wechselten, verschwiegen die Werber jedoch.
Nach den Worten von Joachim Kaiser, Leiter Energiehandel und Vertrieb bei den Stadtwerken Northeim, sind diese wettbewerbswidrigen Methoden heute leider keine Seltenheit mehr. Sobald unseriöse Drückerkolonnen im Liefergebiet der SWN unterwegs sind, melden sich daher vermehrt besorgte Northeimer Bürger bei ihren Stadtwerken.
So auch im Dezember 2015, als verunsicherte Kunden sich ratsuchend an die Stadtwerke wandten. Laut Kaiser wurden daraufhin verstärkt Kunden, deren Kündigung eingegangen ist, von Mitarbeitern der SWN kontaktiert.
Kaiser: „Das Ergebnis war eindeutig. Von etwa 50 erreichten Personen, war nur ein Kunde dabei, der tatsächlich wechseln wollte.“
„Es stellte sich schnell heraus, dass viele gar nicht wussten, was sie an der Haustür unterschrieben haben“, berichtet Stadtwerke-Chef Dirk Schaper.
Dies nahm die SWN zum Anlass, erneut rechtliche Schritte gegen RWE einzuleiten. „Die Stadtwerke stellen sich gern dem Wettbewerb - aber fair sollte es immer bleiben", betont Schaper. „Wenn Bürger aber getäuscht werden, sehen wir es als unsere Aufgabe an, dagegen mit allen Mitteln vorzugehen“, so der Geschäftsführer.
Schaper und Kaiser dankten den Kunden, die sich gemeldet und zur Aufklärung beigetragen haben. Ohne die Zeugen wäre der Rechtsstreit zwecklos gewesen, bestätigt auch Rechtsanwalt Dr. Schreier. Die Zeugenaussagen boten jedoch gute Voraussetzungen, um den Kampf gegen einen der größten Energiekonzerne mit renommierten Anwälten aufzunehmen.
Positiv für viele Kunden war, dass durch ein schnelles Reagieren ungewollt abgeschlossene Verträge rechtzeitig widerrufen werden konnten.
TIPPS ZUR VORBEUGUNG
Die Stadtwerke Northeim (SWN) führen keine Verkaufsgespräche an der Haustür durch. Falsch ist auch, dass die SWN beim Vertrieb von Energie mit anderen Anbietern zusammenarbeite.
Darüber hinaus ist bei Werbeanrufen stets Vorsicht geboten. Um einen Lieferantenwechsel durchzuführen, reichen heutzutage bereits wenige persönliche Daten. Kunden sollten am Telefon daher keine Angaben zur Adresse, Kundennummer, Zählernummer und Bankverbindung machen. Auf diese Weise kann auch ohne Unterschrift ein Wechselprozess eingeleitet werden, warnt Lars von Minden, bei den Stadtwerken Northeim für Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Auch sollte man sich niemals zu schnellen Vertragsabschlüssen überreden lassen. „Verlangen Sie Bedenkzeit und prüfen Sie die Angaben“, so von Minden. Es ist ratsam, das Kleingedruckte zu lesen und die Produkte genau zu vergleichen.
Persönliche Beratungen erfolgen in den Geschäftsräumen Am Mühlenanger 1 in Northeim. Selbstverständlich informieren SWN-Mitarbeiter auch telefonisch über ihre Produkte, aber nur dann, wenn der Kunde darum gebeten hat. Zudem erfolgen solche Beratungen nie im Auftrag der Stadtwerke durch fremde Firmen.
Im Zweifelsfall ist es ratsam, das Telefonat zu beenden und selbst Kontakt mit dem Kundenserviceteam der Stadtwerke unter der Telefonnummer (05551) 6005-555 aufzunehmen.